Der Deutsche Bundestag entscheidet in dieser Woche über den Gesetzentwurf zur Einführung von Preisbremsen für leitungsgebundenes Erdgas und Wärme und zur Änderung weiterer Vorschriften (BT-Drs. 20/4683). Darin soll nun sehr kurzfristig auch geregelt werden, wie im kommenden Jahr die Distribution von COVID-19-Impstoffen und antiviralen Arzneimitteln zur Behandlung von COVID-19 vergütet wird. Sollte der Entwurf der Regierungsfraktionen wie eingebracht verabschiedet werden, sieht der Bundesverband des pharmazeutischen Großhandels (PHAGRO) die sichere Versorgung der Bevölkerung mit COVID-19-Impftstoffen über den Großhandel als unmittelbar gefährdet an.
„Die Sicherstellung der Impfstoffversorgung durch den Großhandel wird grundsätzlich in Frage gestellt, wenn sie nicht mehr kostendeckend gewährleistet werden kann. Und genau das wird so kommen, sollte die Koalition ihre Pläne tatsächlich umsetzen“, erklärt der PHAGRO-Vorsitzende André Blümel. „Der Bundestag entscheidet in dieser Woche nicht nur über die Höhe der Vergütung. Er entscheidet über die Zukunft der Impfstoffversorgung! Die Leidtragenden werden die Patientinnen und Patienten sein, wenn die COVID-19 Impfstoffe nicht mehr schnell, flächendeckend und verlässlich zur Verfügung stehen sollten.“
Die Regierungsfraktionen planen, die seit dem Sommer 2021 gültige Vergütung des vollversorgenden pharmazeutischen Großhandels in Höhe von 7,45 Euro pro Durchstechflasche für 2023 fortzuschreiben. Diese Vergütungshöhe basiert jedoch auf einer Kostenanalyse aus dem Mai 2021, als vom pharmazeutischen Großhandel pro Woche knapp 360.000 Durchstechflaschen, so genannte Vials, entgegengenommen, auf die bundesweit 104 Großhandels-Betriebsstätten verteilt und an alle bestellenden Apotheken ausgeliefert wurden.
Seit Monaten ist die COVID-19-Impfstoff-Nachfrage jedoch stark rückläufig. So wurden in der vergangenen Woche nur noch rund 62.000 Vials distribuiert. Das ist weniger als ein Sechstel der Menge vom Mai 2021, deren An- und Auslieferung gleichzeitig mit einem höheren Aufwand verbunden ist. Gab es im Mai 2021 nur drei Impfstoffe, sind es heute zwölf verschiedene Impfstoffe mit jeweils unterschiedlich komplexen Prozessanforderungen. Daher kann diese Kalkulation nicht weiter als Berechnungsgrundlage herangezogen werden. Geringere Mengen, höhere Komplexität, gestiegener Aufwand heißt im Ergebnis: Die Stückkosten pro Vial steigen drastisch an. Der PHAGRO-Vorsitzende André Blümel fasst die Position des Verbandes so zusammen:
„Die Unternehmen des pharmazeutischen Großhandels haben mit ihrer logistischen Kompetenz auf der Grundlage qualitätsgesicherter Prozesse entscheidend zum Erfolg der COVID-19-Impfkampagne beigetragen. Die sichere Versorgung der Bevölkerung mit COVID-19 Impfstoffen durch den Großhandel im Auftrag des Bundes war bislang ein Erfolgsmodell. Wenn die bewährten Versorgungsstrukturen erhalten werden sollen, muss die Vergütung für die Abgabe der COVID-19-Impfstoffe an die sich geänderten Bedingungen angepasst und mit einem Betrag von 8,60 Euro pro Vial Mehrkosten und Risiken kostendeckend ausgeglichen werden.“