Jede zweite Bestellung des Pharmagroßhandels wird unvollständig von den Arzneimittelherstellern beliefert: das bedeutet täglich mehrfaches Ausjonglieren zwischen den Verfügbarkeiten und dem Bedarf der Apotheken und ihrer Patienten – das kostet viel Zeit und bindet wichtige Ressourcen.
Viele manuelle, ansonsten vollautomatisierte Tätigkeiten sind derzeit im Pharmagroßhandel für eine flächendeckende und faire Verteilung von knappen Medikamenten erforderlich. Die vollversorgenden Großhändler sind die Hauptbezugsquelle für die Apotheken und daher immer erste Ansprechpartner im Falle einer Nichtverfügbarkeit. Jeder Großhändler hat eigenverantwortlich ein Liefengpassmanagement-System entwickelt, um schnellstmöglich und flächendeckend Patienten in den Apotheken mit Medikamenten zu versorgen. Lieferengpässe bedeuten für den Großhandel: Suche nach alternativen Beschaffungswegen, Recherchieren von Substituten, Qualifizierung neuer Lieferanten, Aufbau adäquater Lagerbestände und Neukonzipierung von Lagervorgängen, Einholen von Sondergenehmigungen von Behörden, interne Schulungen neuer Abläufe, Ausbau der Kundenkommunikation mit den Apotheken. All diese Mehraufwände stoßen auf eine bereits seit Jahren nicht ausreichende gesetzliche Vergütung des Pharmagroßhandels.
Anlässlich des heutigen Kabinettsbeschlusses für einen Gesetzentwurf zur Bekämpfung von Lieferengpässen bei patentfreien Arzneimitteln und zur Verbesserung der Versorgung mit Kinderarzneimitteln stellt André Blümel, Vorsitzender des PHAGRO | Bundesverband des pharmazeutischen Großhandels, fest: „Der PHAGRO begrüßt, dass die Bundesregierung die erheblichen Mehrkosten im Pharmagroßhandel anerkennt und zusätzlich vergüten will. Der
vollversorgende Pharmagroßhandel stellt in Deutschland sicher, dass jedes Medikament für jeden Patienten herstellerneutral zur Verfügung steht. Soll das so bleiben, ist die einzige Lösung, die Aufwände zu honorieren, damit wir diesen Sicherstellungsauftrag im Dienste der Patienten erfüllen zu können.“
Blümel weiter: „Der Pharmagroßhandel hat gemeinsam mit den Herstellern und Apotheken in den letzten Monaten bewiesen, wie engagiert und flexibel wir kurzfristig unter extremen Bedingungen reagieren können, um Lieferengpässe zu kompensieren: wir haben keine Kosten und Mühen gescheut, aufwendige interne Lieferengpassmanagementsysteme zu steuern. Zusätzlicher Personaleinsatz, neue Logistikabläufe, kontinuierliches Monitoring über knappe Medikamente für die zuständigen Behörden, der Aufbau alternativer und sicherer Beschaffungswege von Arzneimitteln – damit sorgen wir für ein faires Verteilungssystem an Apotheken und ihre Patienten.”