Grußwort von André Blümel zur Eröffnung der Expopharm


Zur Eröffnung der Expopharm 2022 sowie für den bevorstehenden Deutschen Apothekertag überbringe ich Ihnen die besten Grüße der Mitgliedsfirmen und des Vorstandes des Bundesverbandes des pharmazeutischen Großhandels PHAGRO.

Ich freue mich, dass wir uns nach langer pandemiebedingter Zwangspause endlich wieder auf der Expopharm und beim Deutschen Apothekertag treffen können. Dass diese lange Pause vorbei ist – und hoffentlich auch nicht wiederkommt – daran haben wir alle zusammen erheblichen, ja entscheidenden Anteil: Die pharmazeutische Industrie mit Impfstoffen,
der vollversorgende pharmazeutische Großhandel mit seiner Logistik, Apothekerschaft und Ärzte mit ihrem Know-how – das alles hat in der Impfkampagne zusammengewirkt. Passend für das Social Media-Zeitalter könnten wir sagen: #Wirhabengeliefert und #WirsindPandemiebezwinger.

Dem diesjährigen Motto der Expopharm, „Gemeinsam Apotheke gestalten“, fühlen gerade wir Großhändler uns als engste Partner der Apotheken stark verpflichtet. Unsere erfolgreiche und verlässliche Zusammenarbeit zum Wohle der Patientinnen und Patienten, und das nicht nur in den zweieinhalb Pandemiejahren hat eines ganz deutlich gezeigt: Apotheke und Großhandel gemeinsam sind die Erfolgsgaranten für eine verlässliche Arzneimittelversorgung.

Unsere Impfstofflogistik war ein Riesenerfolg. So haben wir im vergangenen Jahr insgesamt 125 Millionen COVID-19-Impfstoffdosen samt Impfzubehör ausgeliefert – in Quantität und Qualität eine Rekord-Leistung. An dieser Stelle danke ich noch einmal herzlich allen Beteiligten, insbesondere aber Ihnen, den Apothekerinnen und Apothekern mit ihren Teams, für die hervorragende Zusammenarbeit.

Nun stehen wir wieder am Beginn einer neuen Etappe der Impfkampagne.
Die komplette Logistik dafür basiert einmal mehr auf der flächendeckenden Infrastruktur des vollversorgenden pharmazeutischen Großhandels und der Apotheken. Auch wenn der Start etwas holprig verlief. Wir werden alles daransetzen, wiederum sagen zu können: Wir haben geliefert! Egal ob mit oder ohne Hashtag.

Doch zur Wahrheit gehört auch. Unsere Infrastruktur ist und war, wie auch in den Jahren davor, längst nicht mehr ausreichend finanziert. Und daran hat sich auch in der Zwischenzeit nichts geändert. Ganz im Gegenteil.

Die Rahmenbedingungen für den seit Jahren unterfinanzierten Pharmagroßhandel sind aufgrund der politischen Großwetterlage noch schlechter geworden. Die Stichworte kennen alle hier im Saal: Inflation, Energiekrise plus das, was uns schon zu Pandemiezeiten alle belastet hat, die schwierige Rohstoffversorgung, die Lieferkettenprobleme und vieles mehr.

Die Entwicklung der letzten Monate zwingt uns alle, in Krisenszenarien zu denken. Wie sichern wir die Versorgung der Patientinnen und Patienten, wenn das Gas knapp, unsere Versorgung vielleicht ganz gekappt wird? Konkret für uns heißt das z.B.: Wie können wir dann eine GDP-gerechte Lagerung von Arzneimitteln aufrechterhalten? Oder aber, wie gehen wir mit den enorm gestiegenen Energiepreisen um?

Großhandel und Apotheken müssen partnerschaftlich und gemeinsam entscheiden, wie wir unser hohes Versorgungsniveau im Interesse der Patientinnen und Patienten aufrechterhalten und gleichzeitig energiesparende Maßnahmen umsetzen können.

Das alles wäre eigentlich schon herausfordernd genug. Doch zusätzlich blicken wir im Gesundheitswesen einigermaßen entsetzt auf ein 17 Milliarden Euro Defizit, einige sprechen gar von 21 Mrd. Euro für das nächste Jahr. Die Bundesregierung hat den Entwurf eines GKV-Finanzstabilisierungsgesetzes auf den Weg gebracht, der alten Tradition der Kostendämpfung folgend, von der wir dachten – oder besser: hofften –, sie sei überwunden. Dabei stehen im Koalitionsvertrag der „Ampel“ durchaus Passagen, die Hoffnung gemacht haben. Da war die Erkenntnis herauszulesen, dass nicht nur dem Preis- und Kostendruck gefolgt werden soll.

Es gibt jedoch immer noch viele, viel zu viele in der Gesundheitspolitik, die das, was Arzneimittelhersteller, Apotheken und pharmazeutischer Großhandel leisten als etwas Selbstverständliches ansehen. Das ist ein Fehler! Will die Politik diese Infrastruktur und damit die bestehende Versorgungsqualität für Patientinnen und Patienten erhalten, muss sie investieren (und entsprechende Rahmenbedingungen sichern), nicht aber Ausgaben reduzieren.

Ich freue mich, dass Bundesgesundheitsminister Lauterbach heute zur Eröffnung des Deutschen Apothekertages hier sein wird. Ich erinnere mich gut an sein Plädoyer für eine stärkere Einbindung der Apotheken in das Versorgungsgeschehen anlässlich des Deutschen Apothekertages im Dezember 2012. Die Apotheke zu stärken heißt im Übrigen nicht, das Dispensierrecht von der Apotheke auf den Arzt zu verlagern. Es ist ein Irrweg, Arzneimittel ohne das pharmazeutische Know-how der Apotheken abgeben zu lassen.

Expopharm und Apothekertag kommen zur rechten Zeit. Wir brauchen den engen Austausch, den persönlichen, partnerschaftlichen und kollegialen Kontakt. Wir tun gut daran, in den nächsten Monaten besonders eng zusammenzustehen. In den politischen Debatten und für die Versorgung der Patientinnen und Patienten. Damit wir gemeinsam Apotheke gestalten können.

Für den Verlauf der Expopharm und des Deutschen Apothekertages wünsche ich viel Erfolg.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.