Die aktuellen energiepreisbedingten Kostensteigerungen treffen den vollversorgenden pharmazeutischen Großhandel in einer seit Jahren wirtschaftlich prekären Lage bis ins Mark. Der PHAGRO (Bundesverband des pharmazeutischen Großhandels) warnt vor einer dramatischen Versorgungslage von Arzneimitteln in Deutschland.
Ein vom PHAGRO in Auftrag gegebenes Gutachten zeigt, dass es bis Ende 2023 eine Verdoppelung der Gesamtenergiekosten im Pharmagroßhandel gegenüber dem Jahr 2020 geben wird. Trotz der Entlastungspakete der Bundesregierung und der gesetzlichen Strom- und Gaspreisbremse. Untersucht wurden die fünf Energieträger Erdgas, Heizöl, Strom, Kraftstoff, Fernwärme. Die Kosten für den Hauptenergieträger Gas werden sich 2023 sogar verdreifachen. „Diese Tatsachen rütteln an der Existenz der vollversorgenden Pharmagroßhändler und bedrohen das Fundament der Arzneimittelversorgung unseres Landes“, so André Blümel, Vorsitzender des PHAGRO.
Neben den immensen Energiekostensteigerungen schultert der Pharmagroßhandel zusätzlich seit mehreren Jahren vielfältige finanzielle und logistische Belastungen, die hauptsächlich durch immer neue gesetzliche Vorgaben der Arzneimittelpolitik verursacht sind: strenge Anforderungen an die Arzneimittelsicherheit, das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz, der zunehmende Anstieg kostenintensiver Arzneimittel wie kühlpflichtige Medikamente oder Betäubungsmittel, Mindestlohnsteigerungen und die aktuelle Inflation.
„Die flächendeckende Distribution der Arzneimittel über den vollversorgenden Pharmagroßhandel ist das Herz unseres Versorgungssystems in Deutschland. Ein Infarkt dieses Versorgungssystems ist unter den aktuellen Belastungen vorprogrammiert – das können wir uns nicht leisten – die Bundesregierung muss jetzt handeln“, erklärt André Blümel, Vorsitzender des Bundesverbandes des pharmazeutischen Großhandels (PHAGRO).
„Die Kosten sind seit mehreren Jahren überproportional stark gewachsen, aber die gesetzliche Vergütung des Großhandels nach der Arzneimittelpreisverordnung ist seit über 10 Jahren nicht angepasst worden und ist längst nicht mehr leistungsgerecht“, betont André Blümel. Diese gesetzliche Preisbindung für verschreibungspflichtige Arzneimittel ermöglicht es Pharmagroßhändlern nicht, wie in anderen Branchen üblich, Kostensteigerungen an nachgelagerte Handelsstufen weiterzugeben. André Blümel: „Dafür muss man kein studierter Betriebswirt sein, um zu wissen, dass man so ein funktionierendes Versorgungssystem kaputt wirtschaftet. Darunter leiden Patienten, Apotheken und auch der Pharmagroßhandel. Eine veraltete Preispolitik verschärft die Probleme in der Arzneimittelversorgung. Die Bundesregierung muss dringend reagieren, um die Situation schnell und nachhaltig zu verbessern,“ so Blümel.
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