Besondere Produkte – besondere Menschen


24.06.2025

„Für mich ist Pharmagroßhandel ein Traumjob. Hier kann ich mein Stärken gut nutzen: Genauigkeit und Konzentration. Manchmal ist meine Gehörlosigkeit dann sogar ein Vorteil.“

Tatjana Geruschke

Mitarbeiterin im Pharmagroßhandel

In der Stille liegt ihre Kraft. Und zugleich ihre größte Herausforderung, denn Tatjana Geruschke ist nahezu gehörlos. Von einem „normalen“ Leben abgehalten hat sie das nie. Sie hat drei Kinder, die sie größtenteils allein großgezogen hat, und verdient ihr eigenes Geld – in einer pharmazeutischen Großhandlung, seit 35 Jahren. Das Arbeitsamt hatte sie nach der Lehre zur Apothekenhelferin (heute: pharmazeutisch-kaufmännische Angestellte) dorthin vermittelt. Sie hätte zwar auch bei einer großen Drogeriekette bleiben können, wo sie eine kurze berufliche Zwischenstation eingelegt hatte. Aber die Tätigkeit im Verkauf war doch oft mühsam – vor allem für die Kunden: Wer Geruschkes Aufmerksamkeit will, muss sie antippen oder dafür sorgen, dass sie ihr Gegenüber sieht. Ab dann wird’s wieder einfacher, denn die 55-Jährige liest perfekt von den Lippen ab. Sprechen ist für sie kein Problem. Sie hat es als Kind ganz normal gelernt. Die Hörprobleme begannen erst als Teenager.

Aber es gab noch einen anderen Grund für ihren Wechsel zum Pharmagroßhandel: die Arbeit mit Medikamenten. Seit einem Schülerpraktikum in einer Krankenhausapotheke interessiert sie sich dafür. Im Berufsleben hat dieses Interesse dafür gesorgt, dass sie immer wieder andere Funktionen übernehmen konnte: angefangen von der Arbeit im Lager über das Kommissionieren von Bestellungen bis hin zum Prüfen und Erfassen von Lieferungen im Wareneingang, wo Tatjana Geruschke heute vornehmlich arbeitet. Hier sind Genauigkeit und Konzentration gefragt – zwei ihrer Stärken. „Ich lasse mich nicht so leicht ablenken“, lacht sie. Manchmal könne eine Beeinträchtigung eben auch ein Vorteil sein. Kombiniert mit ihrer langen Berufserfahrung macht das Geruschke zu einer bevorzugten Mitarbeiterin für Spezialaufträge: Kontrolle und Handling von sogenannten Hochpreisern zum Beispiel, Arzneimittel mit einem Packungspreis von 1.200 Euro und mehr, mit denen besonders genau und vorsichtig umgegangen werden muss.

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Beeinträchtigungen sind nicht selten im pharmazeutischen Großhandel. In der Niederlassung, in der Tatjana Geruschke arbeitet, hat jede fünfte Arbeitskraft Behinderungsgrade zwischen 20 und 70 Prozent. Einer der Gründe dafür ist die starke Bindung der Belegschaften an die Unternehmen: Viele arbeiten über Jahrzehnte in den Firmen. Das Risiko von Erkrankungen, die zu Beeinträchtigungen in der Arbeitsfähigkeit führen, steigt mit dem Lebensalter. Hinzu kommt, dass die Pharmagroßhandlungen ihre gesetzliche Pflicht zur Beschäftigung von Menschen mit Behinderung sehr ernst nehmen und die Quote an vielen Standorten übererfüllen. Entsprechend passen sie die Aufgaben und Arbeitsbereiche auf die Bedürfnisse von beeinträchtigten Mitarbeitern an. Zum Beispiel durch geringere Arbeitszeiten, einen Wechsel von Tätigkeiten im Stehen zu solchen im Sitzen, oder auch durch Hilfsmittel wie höhenverstellbare Tische, Vorrichtungen, die beim Heben oder Tragen helfen, oder die Anpassung von Telefonen an Hörgeräte.

Wichtigster Faktor für das Gelingen solcher Inklusionsmaßnahmen sind allerdings die Mitarbeiter selbst: Damit die Teams gut funktionieren und auch in stressigen Situationen die Arzneimittellogistik glatt läuft, braucht es einen rücksichtsvollen Umgang miteinander. Es kommt darauf an, dass jeder sein Bestes gibt, jeweils im Rahmen der eigenen Grenzen. Für Tatjana Geruschke ist die Arbeit in der Arzneimittellogistik ein absoluter Traumjob – in einer Branche, in der es nicht nur um besondere Produkte geht, sondern auch um besondere Menschen.

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