GKV-Ausgaben für Pharma-Großhandel halbiert


Der Anteil des pharmazeutischen Großhandels an den Gesamtausgaben der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) lag 2008 nur bei 0,66%. Seit 2000 hat sich der Anteil des Großhandels an den GKV-Ausgaben halbiert und ist damit heute einer der kleinsten Ausgabeposten der GKV überhaupt. Legt man nur die GKV-Ausgaben für Arzneimittel in Höhe von 26,8 Mrd. Euro zugrunde, ist der Anteil des Großhandels daran auf 4,0% gesunken, gegenüber 4,1% im Vorjahr. Auf die Apotheken entfielen 15,5%, der Anteil der pharmazeutischen Industrie lag bei 64,5%. Rund 16% entfielen auf den Staat für Steuern. Gleichzeitig übernimmt der vollversorgende pharmazeutische Großhandel immer mehr Leistungen – beispielsweise bei der Optimierung der Bestell- und Lagerhaltung in der Apotheke. So wird laut eines aktuellen Apothekenvergleichs des Instituts für Handelsforschung (IfH) jede Apotheke im Schnitt dreimal am Tag durch einen Großhändler beliefert. Die Folge: Die Apotheke konnte ihre Kapitalbindung verringern und den durchschnittlichen Lagerbestand je Quadratmeter Geschäftsfläche zwischen 2005 und 2007 von 650 Euro auf 554 Euro senken.

„Die aktuellen Zahlen zeigen, dass wir in den vergangenen Jahren ein Kostensparer und kein Kostentreiber im Gesundheitswesen waren“, so Dr. Thomas Trümper, Vorsitzender des Bundesverbands der pharmazeutischen Großhändler (PHAGRO). „Wir stehen täglich vor der Herausforderung, wie wir auch weiterhin den Marktzugang für alle Arzneimittel sichern und so den Versorgungsauftrag der Apotheke unterstützen können. Doch wenn unsere Erträge im Arzneimittelbereich weiter heruntergedrückt werden, sind wir nicht länger in der Lage unser Leistungsspektrum im derzeitigen Umfang aufrecht zu halten.“

Marktzugang für alle Arzneimittel

Im vergangenen Jahr lagerte, finanzierte und verteilte der Großhandel flächendeckend in ganz Deutschland rund 1,2 Mrd. Arzneimittelpackungen, davon 703 Mio. Packungen verschreibungspflichtiger Medikamente. Die Leistungen des pharmazeutischen Großhandels bei der Distribution eines großen Teils dieser Arzneimittel wurden von der GKV mit insgesamt 1,1 Mrd. Euro vergütet. Viele dieser Medikamente wurden auf Bestellung der Apotheke den Patienten innerhalb weniger Stunden zur Verfügung gestellt. Auch Notdienst, Nachtauslieferung und Pandemievorsorge durch den pharmazeutischen Großhandel sind unerlässlich, damit Patienten zeitnah ihre Medikamente erhalten. In den letzten Jahren deutlich zugenommen hat der Anteil von Arzneimitteln, deren Lagerung und Transport besondere Anforderungen stellt: kühlkettenpflichtige Produkte und Opiate, die einem sehr aufwendigen Lagerungs-, Dokumentations- und Abgabeprozess unterliegen.

Der Großhandel entlastet die Apotheke zudem durch zusätzliche Leistungen wie Retouren und Arzneimittel-Rückrufe. Mit mehr als 12.000 telefonischen Produktauskünften am Tag unterstützen die 13 vollversorgenden pharmazeutischen Großhändler auch die Apotheke im Interesse der Pharma-Industrie.

Negativspirale im Großhandel stoppen

PHAGRO-Vorsitzender Dr. Trümper bedauerte in diesem Zusammenhang erneut, dass im Rahmen der 15. AMG-Novelle keine Neustrukturierung der Großhandelsvergütung vorgenommen wurde. Da die Anzahl der günstigen Arzneimittel weiter zunehme, geht die in der Arzneimittelpreisverordnung vorgesehene Mischkalkulation längst nicht mehr auf. „Die Negativspirale im Großhandel ist weiterhin in vollem Gange“, so Dr. Thomas Trümper. „Damit der Großhandel seinen Versorgungsauftrag zusammen mit der selbstständigen Apotheke und der Pharma-Industrie erfüllen kann, müssen seine Erträge stabilisiert werden.“